Was sind somatische Stammzellen und welche Funktion haben sie?
Stammzellen können einerseits nach ihrem Differenzierungspotenzial klassifiziert werden und andererseits nach ihrem ontogenetischen Alter, das heißt nach ihrem Vorkommen im Verlauf der Entwicklung des Organismus. Dabei wird zwischen embryonalen und adulten Stammzellen unterschieden. Letztere werden auch als somatische Stammzellen bezeichnet. Der Name leitet sich vom griechischen Wort „soma“ (σῶμα) ab, was übersetzt so viel wie „Körper“ oder „Leib“ bedeutet. Die somatischen Stammzellen sind multipotent und können sich zu den Zellen des Organs oder Gewebes ausdifferenzieren, in dem sie sich befinden.
Bei der Geburt des Menschen sind alle Organe vollständig ausgebildet. Ihre Erhaltung und Regeneration bei Verletzungen oder Krankheiten zählt dann zu den Aufgaben der somatischen Stammzellen. Dabei gibt es Unterschiede in der Regenerationsfähigkeit verschiedener Organe, was in der Anzahl der vorhandenen adulten Stammzellen begründet ist. So haben Forscher bisher in fast allen Organen Stammzellen gefunden, dabei aber festgestellt, dass etwa im Knochenmark oder im Darm sehr viel mehr somatische Stammzellen vorhanden sind als im Herz oder im Gehirn.
Welche Bedeutung haben somatische Stammzellen für die Medizin?
Bereits seit mehreren Jahrzehnten werden somatische Stammzellen erfolgreich in der Medizin verwendet. Eine besonders wichtige Rolle spielen sie bei der Behandlung von Leukämie und anderen schweren Krankheiten des blutbildenden Systems. Häufig ist eine Stammzelltransplantation die einzige Chance auf Heilung für die Patienten. Jährlich finden mehr als 50.000 dieser Transplantationen statt. Dabei werden gesunde somatische Stammzellen aus dem Blut des Spenders herausgefiltert und im Anschluss an die Chemotherapie dem Patienten intravenös zugeführt. Sie siedeln sich nun im Knochenmark an und bauen eine gesunde Blutbildung auf. Eine alternative Stammzellquelle ist übrigens das Nabelschnurblut von Neugeborenen.
Die Zellen des Nabelschnurbluts zählen ebenfalls zu den adulten Stammzellen. Bei Vita 34 eingelagertes Nabelschnurblut kam schon bei verschiedenen Krankheitsbildern im Rahmen von Therapien, Studien und Heilversuchen zum Einsatz: z. B. bei Neuroblastom, bei Diabetes mellitus Typ 1, bei frühkindlichem Hirnschaden sowie bei verschiedenen Formen der Leukämie und anderen Blutbildungsstörungen.
Weiterhin werden somatische Stammzellen der Haut zur Behandlung von Verbrennungen verwendet. Erst kürzlich gelang es Wissenschaftlern, künstliche Mäusehaut zu züchten, die sogar Haarfollikel und Talgdrüsen besitzt. In wenigen Jahren soll die Therapie auch für den Menschen zur Verfügung stehen und kann dann Opfern von schweren Verbrennungen helfen. Hautstammzellen haben den Vorteil, dass sie sich leicht durch eine Hautbiopsie isolieren lassen und außerdem sehr robust sind, sodass Mediziner sie problemlos im Labor vermehren können.