Tumorstammzellen
Was sind Tumorstammzellen und welche Eigenschaften haben sie?
Tumorstammzellen (auch Krebsstammzellen) gelten als die gefährlichsten Zellen eines Tumors, weil sie wie andere Stammzellen die Fähigkeit zur Differenzierung und zur Selbsterneuerung besitzen. Da sie sich teilen können, liefern sie beständig neue Krebszellen und sorgen so dafür, dass der Tumor wächst. Experten gehen außerdem davon aus, dass ihre Abkömmlinge den Tumor verlassen, sich an anderen Stellen im Körper neu ansiedeln und so Metastasen bilden können. Ebenso wie herkömmliche Stammzellen sind auch die Tumorstammzellen sehr widerstandfähig. Sie können sich in die Stammzellnischen zurückziehen und dort jahrelang inaktiv sein. In diesem Schlafmodus sind sie für herkömmliche Chemo- und Strahlentherapie nicht erreichbar. Wissenschaftler vermuten, dass solche Tumorstammzellen dann dafür verantwortlich sind, wenn nach einer vermeintlichen Heilung nach vielen Jahren ein Rezidiv, also ein Tumor, neu entsteht.
Die Herkunft der Krebsstammzellen ist noch nicht endgültig geklärt. Experten vermuten jedoch, dass eine Mutation für die Entstehung von Tumorstammzellen verantwortlich ist. Auslöser können krebserregende Stoffe wie Benzol oder Asbest, Giftstoffe, radioaktive Strahlung oder manche Viren wie das Eppstein-Barr-Virus oder das Humane Papilloma Virus (HPV) sein.
Aktuelle Forschung im Bereich der Tumorstammzellen
Die Existenz von Krebsstammzellen war lange Zeit umstritten. Die beiden Forscher John Dick und Dominique Bonnet stellten 1997 die Hypothese auf, laut der die unterschiedlichen Krebszellen hierarchisch angeordnet sind. Die Tumorstammzellen stehen dabei an der Spitze.
2012 konnte diese Hypothese schließlich durch drei unabhängige Studien bestätigt werden. Bisher wurden Tumorstammzellen bei Leukämie (Blutkrebs), Brust- und Prostatakrebs, Lymphomen sowie Gehirntumoren nachgewiesen.
In der Grundlagenforschung läuft derzeit außerdem die Klärung, ob alle Krebsarten der Hypothese der Krebsstammzellen folgen. Bei Melanomen gibt es beispielsweise Hinweise auf eine flachere Hierarchie, in der auch aus anderen Krebszellen ein neuer Tumor hervorgehen kann. In der Anwendungsforschung arbeiten die Wissenschaftler mit im Labor künstlich gezüchteten Tumorstammzellen, um neue Behandlungsmethoden und Medikamente zu entwickeln.