Stammzellarten und ihre Aufgaben
Alleskönner mit besonderen Eigenschaften
Es gibt verschiedene Arten von Stammzellen. Sie werden auf drei unterschiedlichen Wegen klassifiziert:
- Klassifizierung nach dem Zelltyp
- Klassifizierung nach dem ontogenetischen Alter
- Klassifizierung nach dem Differenzierungspotential
Klassifizierung nach dem Zelltyp
Die Klassifizierung nach dem Zelltyp geht der Frage nach, in welches Gewebe bzw. zu welchen Zellarten sich die Vorläuferzellen ausdifferenzieren können. So kann sich beispielsweise aus einer Blutstammzelle kein neuer Knochen bilden oder eine Nervenzelle werden.
Hämatopoetische Stammzellen
Ein anderes Wort für hämatopoetische Stammzellen sind Blutstammzellen. Damit ist auch sofort die Aufgabe klar: Diese Stammzellen sind für die komplette Blutbildung zuständig. Die dortigen Zellen haben nur eine sehr begrenzte Lebensdauer. Täglich müssen bei einem erwachsenen Menschen ca. 200 Milliarden Erythrozyten (rote Blutkörperchen), 120 Milliarden Leukozyten (weiße Blutkörperchen) und 150 Milliarden Thrombozyten (Blutplättchen) gebildet werden.
Mesenchymale Stammzellen
Als mesenchymale Stammzellen werden die Vorläuferzellen des Bindegewebes bezeichnet. Aus ihnen entstehen Knochen und Knorpel aber auch Muskeln, Bänder und Sehnen. Sie finden sich insbesondere im Nabelschnurgewebe.

Das menschliche Fettgewebe ist sowohl reich an reifen Fettzellen als auch an adulten, mesenchymalen Stammzellen und stellt daher eine wertvolle Stammzellquelle dar.
Neuronale Stammzellen
Aus neuronalen Stammzellen gehen Nervenzellen, vor allem Gehirnzellen, hervor. Sie sind für die Erforschung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson aber auch bei traumatischen Verletzungen, beispielsweise nach einem Schlaganfall oder schweren Kopfverletzungen in Folge eines Unfalls, besonders interessant. Hier ist die Hoffnung, dass mit Hilfe neuronaler Stammzellen Reparaturprozesse in Gang gesetzt und so Schäden minimiert werden können.
Klassifizierung nach dem ontogenetischen Alter
Als Ontogenese wird in der Biologie die Entwicklung des Individuums bezeichnet – von der Eizelle zum geschlechtsreifen Organismus. Die Klassifizierung nach dem ontogenetischen Alter unterscheidet daher zwischen embryonalen, fötalen und adulten Stammzellen. Man folgt hier den verschiedenen Stufen in der menschlichen Entwicklung – von der befruchteten Eizelle über den Embryo bis hin zum Erwachsenen.

Embryonale Stammzellen existieren nur für eine kurze Zeit. Die adulten Stammzellen teilen sich ein Leben lang.
Embryonale Stammzellen
Embryonale Stammzellen wirken am Beginn des menschlichen Lebens – noch weit vor der Geburt. Sie sind die „Mütter aller Zellen“ und können sich in jeden spezifischen Zelltypen entwickeln. Sie existieren allerdings nur in einem ganz kurzen Zeitraum – nämlich während der Entwicklung zur Blastozyste, dem Zustand des Embryos nach ca. drei bis vier Tagen nach der Befruchtung. Für den medizinischen Einsatz bedeutet dies jedoch, dass man Embryonen züchten und anschließend wieder zerstören müsste. Daher sind die embryonalen Stammzellen ethisch höchst umstritten. Ihre Herstellung ist in Deutschland deshalb auch verboten.
Adulte Stammzellen
Adulte Stammzellen aus dem Knochenmark und anderen Organen sind die Reservisten unseres Organismus. Sie schaffen Ersatz für zugrunde gegangene Zellen. Sie können sich jedoch nicht mehr in alle Zelltypen eines Organismus differenzieren wie embryonale Stammzellen. Außerdem sind sie nicht so vital wie Nabelschnurblut-Stammzellen. Und man kann sie später nur aufwendig, risikoreich und teuer gewinnen.
Neonatale Stammzellen
Die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut gehören bereits zu den adulten Zellen. Jedoch sind sie besonders jung und potent. Sie werden daher auch als eigene Klasse – die neonatalen Stammzellen – geführt.
Das Nabelschnurblut bei der Geburt zu entnehmen und anschließend aufzubewahren, ist die einfachste und ethisch unbedenklichste Art, junge, potente, eigene Stammzellen zu gewinnen und für die medizinische Vorsorge zu sichern.